Der Nachweis einer Endometriose benötigt keine Operation!

Ein veralteter Grundsatz zum Thema Endometriose besagt, dass diese Krankheit nur per Nachweis mit einer Bauchspiegelung möglich ist. Das ist komplett falsch, und zwar aus zwei wesentlichen Gründen:

Erstens

Die Endometriose kann mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alleine anhand der Symptome, der Beschwerden, erkannt werden. Dieser wichtige Punkt hat auch Eingang gefunden in die neue Guideline der ESHRE, der europäischen Gesellschaft für Reproduktion, einer der weltweit bedeutendsten Fachgesellschaften, wenn es um Kinderwunsch geht: Eine Laparoskopie (also eine Bauchspiegelung) ist nicht mehr der Goldstandard für die Diagnose einer Endometriose!

Diese Aussage stützt sich wesentlich auf eine Studie von 2008. Diese Studie hat Daten aus einer Datenbank aus England ausgewertet. Rund 5500 Frauen, bei denen eine Endometriose diagnostiziert wurde, wurden verglichen mit 4x so vielen Frauen ohne Endometriose.

Die ESHRE-Guideline:

Becker CM, Bokor A, Heikinheimo O, et al (2022) ESHRE guideline: endometriosis. Human Reproduction Open 2022:hoac009. https://doi.org/10.1093/hropen/hoac009

Die Studie von 2008:

Ballard K, Seaman H, de Vries C, Wright J (2008) Can symptomatology help in the diagnosis of endometriosis? Findings from a national case-control study-Part 1. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology 115:1382–1391. https://doi.org/10.1111/j.1471-0528.2…

Zweitens

Eine Laparoskopie ist aus verschiedenen Gründen nicht unbedingt dazu geeignet, den Nachweis einer Endometriose zu bringen, vor allem dann, wenn mit der Frage, ob überhaupt eine Endometriose vorliegt, operiert wird. Die feine Endometriose auf dem Bauchfell (peritoneale Endometriose) wird nämlich häufig übersehen! Einerseits werden die feinen Herde nicht erkannt oder sind wirklich so gut wie unsichtbar und andererseits werden auch in der Gewebeprobe eine beachtliche Menge von Endometriosen verpasst, weil auch damit der Nachweis bisweilen schwierig ist.